De Rossi rettet den Weltmeister
Ein Tor im Stile eines klassischen Mittelstürmers durch Daniele de Rossi (63.) rettet Titelverteidiger Italien beim 1:1 gegen Paraguay zum Auftakt der Gruppe F noch einen Punkt, der nach dem Führungstreffer durch Antolin Alcaraz (39.) durchaus in Gefahr gewesen war. Beide Seiten gaben sich in Kapstadt früh mit der Punkteteilung in dem vermeintlichen Topspiel der Gruppe F zufrieden.
Italien ohne Pirlo
Paraguay, das in der südamerikanischen Qualifikationsgruppe auf Rang zwei hinter Rekordweltmeister Brasilien gelandet war, begann mit dem "BVB-Sturm" um Lucas Barrios und Nelson Valdez. Italien musste dagegen auf Schlüsselspieler Andrea Pirlo (Wadenprobleme) verzichten.
Wie so viele Spiele bisher war auch dieses in der Anfangsphase von Vorsicht und Abtasten geprägt. Geschenkt wurde sich hier allerdings nichts, so dass es schwer fiel, ein vernünftiges Passspiel aufzuziehen. Nach sieben Minuten brachte De Rossi den Ball recht gefährlich in den Strafraum der Südamerikaner, doch Claudio Morel erwies sich als Herr der Situation und bereinigte.
Die Italiener fühlten sich trotz immer wieder aufziehender Regenschauer immer wohler und drängten Paraguay tief in die eigene Hälfte, ohne dass dabei jedoch eine große Torchance herauskam. Das entsprach so gar nicht der kontrollierten Offensive, die man von den Azzurri erwartet hatte.
Kopfballtor schockt Weltmeister
Erst Mitte der ersten Halbzeit konnten sich die Südamerikaner etwas besser in Szene setzten. Es dauerte allerdings bis Minute 22, ehe Aureliano Torres Weltmeister Gianluigi Buffon erstmals mit einem Schuss prüfen konnte. Direkt davor hatte Riccardo Montolivo einen schnellen Gegenstoß der Italiener zu überhastet abgeschlossen. Ganz eng wurde es, als Alcaraz nach einer Ecke von Claudio Marchisio gerade noch den Ball vor einem lauernden Italiener aus dem Strafraum heraus befördern konnte.
Alcaraz war es auch, der in der 38. Minute erneut ganz entscheidend ins Spiel eingriff - nur diesmal auf der anderen Seite des Spielfelds. Torres zog einen Freistoß von der rechten Seite mit Schnitt zum Tor, im Zentrum setzte sich der Verteidiger des Club Brügge gegen Fabio Cannavaro und De Rossi durch und bugsierte den Ball per Kopf unhaltbar für Buffon neben den Pfosten ins Tor. Beflügelt von der Führung übernahmen die Südamerikaner nun ein bisschen die Initiative, doch vor dem Pausenpfiff passierte nichts Entscheidendes mehr.
Buffon wird ausgewechselt
Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag, denn Buffon machte zwischen den Pfosten Platz für Federico Marchetti von US Cagliari, der so zu seinem sechsten Länderspiel kam.
Marchetti und seine Italiener hatten Glück, als der Ball nach einem festgefahrenen Angriff über Barrios im Strafraum rechts außen bei Enrique Vera landete, doch dessen wuchtiger Abschluss strich knapp über das Tor. Italien, das bis dahin nicht viel getan hatte, um den Rückstand zu egalisieren, konnte im Gegenzug immerhin einen ordentlichen Schuss aus der zweiten Reihe von Montolivo verzeichnen.
De Rossi gleicht aus
Nun endlich intensivierte der Weltmeister seine Angriffsbemühungen, und Paraguays Schlussmann Justo Villar tat gut daran, eine scharfe, lange Flanke des eingewechselten Mauro Camoranesi einige Meter vor seinem Tor aus der Luft zu pflücken, denn Simone Pepe hatte hinter ihm auf genau diesen Ball gewartet.
In der folgenden Szene allerdings machte der 32-jährige Torhüter diesen guten Eindruck wieder zunichte, als er an einer Ecke von Pepe vorbei flog und De Rossi am langen Pfosten mit dem Fuß zur Stelle war und ausglich (63.). Entgegen internationaler Gepflogenheiten war der zweite Pfosten Paraguays bei diesem Eckball nicht besetzt gewesen.
Pragmatische Einstellung
Direkt im Anschluss an das Tor hatte sich eine kurze Phase entwickelt, in der beide Mannschaften mit mehr Mut aus das zweite Tor zu drücken schienen. Es ging für einige Minuten mit hohem Tempo zwischen den beiden Strafräumen hin und her, doch das war bereits kurze Zeit später schon wieder Geschichte. Das Risiko wurde auch gleich wieder verringert, um den Punkt nicht doch noch aus der Hand zu geben.
Erst zehn Minuten vor Schluss machte Pepe wieder auf den Weltmeister aufmerksam, doch sein Abschluss von der Sechzehnergrenze war zu zentral auf Villar platziert. Gefährlicher war da schon der platzierte Flachschuss von Montolivo, den Villar gerade noch so aus der Ecke kratzte (83.). Aufgrund der wenigen ganz klaren Torchancen auf beiden Seiten entsprach das Remis den gezeigten Leistungen.
Dieses Unentschieden lässt beiden Seiten noch alle Möglichkeiten, sich für die nächste Runde zu qualifizieren. Drei Punkte gegen Außenseiter Neuseeland, das am Sonntag in Nelspruit der nächste Gegner für Italien ist, dürften beide Kontrahenten fest eingeplant haben. Paraguay dagegen spielt am gleichen Tag in Mangaung/Bloemfontein gegen die Slowakei.