Spielbericht WM 2010 Gruppe C: Algerien - Slowenien
Slowenien erklimmt nach einem 1:0-Sieg die Tabellenführung der England-Gruppe C! Großen Anteil daran hatten jedoch zwei Algerier: Zum einen Stürmer Ghezzal, der eine Viertelstunde nach seiner Einwechslung vom Platz flog, sowie Keeper Chaouchi, der Korens verdeckten Schuss unten durch segeln ließ.
Slowenien hat nicht nur die ersten Punkte, sondern sogar den ersten WM-Sieg seiner Geschichte auf dem Konto! Nach einem 1:0 gegen Algerien darf weiter vom Achtelfinale geträumt werden.
PERSONAL & TAKTIK
Mit einem taktisch interessanten Modell ging Algerien in die Partie gegen Slowenien: Beim 3-5-2 nahmen vor allem Nadir Belhadj und Kadir die Schlüsselpositionen auf den Außenbahnen ein, die in der Rückwärtsbewegung eine Fünferkette bilden sollten. Mit Yahia, Ziani und Matmour standen drei Bundesligisten in der Startelf, genau so viele wie in der Elf von Matjaz Kek, der auf die beiden Kölner Miso Brecko und Milivoje Novakovic, sowie auf Zlatko Dedic in seinem 4-4-2 zählte.
SPIELVERLAUF 1. HÄLFTE
Vorsichtiges Abtasten lautete die Devise beider Teams im Peter-Mokaba-Stadion: Bereits in der 3. Minute prüfte Belhadj Keeper Samir Handanovic erstmals mit einem Freistoß, doch der Udinese-Profi stand genau zur Faustabwehr ebenso goldrichtig, wie bei der anschließenden Ecke. Beide Teams wollten, aber konnten sich zunächst nicht in den gegnerischen Strafraum durchringen und versiebten aussichtsreiche Doppelpässe und Flanken. Erst Birsas Freistoß (20.) brachte das Leder wieder in Tornähe, wo auch Algerien Schlussmann Chaouchi seine Fäuste ins Spiel bringen durfte. Beim Standard zwei Minuten später musste wegen eines „Stürmerfouls“ von Bojan Cesar abgepfiffen werden. Djebbours sofort eingeleiteter Konter konnte jedoch abgefangen werden (23.).
Die torraumszenenarme Partie wurde immer dröger: Slowenien suchte während der vielen Ballbesitzphasen in Ruhe nach der nicht vorhandenen Lücke, Algerien hingegen ergriff meist die Flucht nach vorne, prallte an der gut gestaffelten slowenischen Viererkette jedoch ab. Die größte Möglichkeit entstand natürlich im Rahmen eines Standards: Rafik Halliche köpfte Zianis Ecke akrobatisch, aber nur knapp am Torwinkel vorbei (36.). Karim Matmour hatte darauf die erste Chance aus dem Spiel heraus mit einem Schuss nach einem Dribbling (40.), doch auf der Gegenseite antwortete Birsa gleich zweifach: Seinen ersten Schuss konnte Chaouchi noch wegfausten, bei der Kopie der Möglichkeit eine Minute später kullerte das Leder rechts am Pfosten vorbei (43., 44.).
SPIELVERLAUF 2. HÄLFTE
Mit einem Diagonalpass, der unsauber von Djebbour mit der Brust gestoppt wurde (47.), sowie einem Weitschuss von Ziani (53.) versuchte Algerien nach dem Seitenwechsel vergebens sein Glück. Doch auch Slowenien fand nach einer Stunde nur einmal per Kombination den Weg in den gegnerischen Strafraum: Koren bediente Kirm, der von links in die Arme des Keepers schlenzt, statt draufzuhalten (60.). Auch Korens Versuch aus der Ferne blieb ohne Erfolg (63.).
Coach Saadane brachte den bulligen Stürmer Ghezzal in die Partie, der mehrfach mit Flanken gesucht und gefunden wurde (69., 71.) Nachdem der Joker Sekunden nach seiner Einwechslung rekordverdächtig Gelb nach grobem Foulspiel sah, nahm der Siena-Profi im dritten Anlauf die Hand zur Hilfe und sah völlig zu Recht die Ampelkarte, exakt eine Viertelstunde nach seiner Einwechslung. Eine kapitale Dummheit, die Algerien zum Umdenken zwang.
Fast hätte ein Bock von Suler in der 77. Minute jedoch größere Folgen gehabt: Trotz Rufe von Handanovic verpennte der Belgien-Profi, dass hinter ihm ein Gegner lauerte. Der Torwart passte zum Glück auf und schimpfte erst einmal laut los (77.). Denn ohne seine Konzentration hätte Slowenien die Überzahl nicht ausnutzen können: Koren feuerte einen verdeckten Schuss ab, der Chaouchi peinlich unten durch segelte (79.) und Slowenien einen 1:0-Sieg bescherte, auch wenn Algerien in der Nachspielzeit drückte.
SCHLÜSSELSPIELER
Slowenien vertraute sehr auf die Initiativen von Kirm, Koren und Birsa, die allesamt die Lücke suchten. Djebbour wurde oft von den Algeriern gesucht, bei denen vor allem Belhadj eine engagierte Leistung zeigte und viel Laufarbeit verrichtete. Letztendlich waren Koren und Ghezzal jedoch die Hauptdarsteller dieses Partie, der eine positiv, der andere negativ.
SCHLÜSSELSZENE
Den 1:0-Siegtreffer wird man sicher noch öfter über die TV-Bildschirme flattern sehen. Erst gestern hatte England-Keeper Green mit einem Riesenbock auf sich aufmerksam gemacht, nun zeigt sich ein weiterer Schlussmann von seiner peinlichen Seite.
SPIELER DES SPIELS: Robert Koren
Herz, vor allem aber Hirn des slowenischen Spiels. Aktivster Mann, der Verantwortung übernahm und zudem den Siegtreffer erzielte.
SCHIEDSRICHTER: Carlos Alberto Batres – Note 9
Carlos Alberto Batres aus Guatemala musste nur selten eingreifen und pfiff tadellos. Beim Ellbogenschlag Djebbours an Suler hatte der Spielleiter jedoch keine Sicht aufs Geschehen. Der Platzverweis gegen Ghezzal entspricht voll und ganz den Regelauslegungen.
STATISTIK
Ausgerechnet Algeriens Nummer 2 im Castrol Ranking leitete die fatale Pleite ein: Abdelkader Ghezzal, in Diensten des AC Siena, beendete die Serie A Saison auf Platz 632 - und mit dem Abstieg...
SPIELNOTE: 3
Beide Teams legten viel Wert auf Ordnung und ließen keine Räume zu, zudem verteidigten die Defensivlinien meist bärenstark. Dementsprechend öde war das Gekicke auf dem Rasen, da weder Algerien noch Slowenien über kreative Qualitäten verfügen, die den Unterschied machen können.
FAZIT
Spielerisch wusste weder Slowenien, noch Algerien zu glänzen. Letzten Endes entschieden Dusel und Dummheiten die Partie. Die Pleite haben Ghezzal und Co sich selbst zu verdanken. Qualitativ müssen beide Teams jedoch zulegen, um beispielsweise gegen die USA zu bestehen in dieser Gruppe.
Eure Meinung: Wie habt ihr Algerien – Slowenien gesehen?