DFB-Auswahl lässt England keine Chance
Deutschland ist mit einem Paukenschlag ins Viertelfinale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ eingezogen. Die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw bezwang an diesem Sonntagnachmittag vor 40.510 Zuschauern im Free-State-Stadion von Mangaung/Bloemfontein die Engländer mit 4:1 und sorgte damit für die höchste Niederlage der Three Lions in der WM-Geschichte.
In einem hochklassigen und äußerst packenden Achtelfinalspiel sorgten Treffer von Miroslav Klose und Lukas Podolski sowie ein Doppelschlag von Thomas Müller binnen nur drei Minuten dafür, dass die Deutschen weiter vom Titel in Südafrika träumen dürfen. Matt Upson erzielte den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer. Löws Team trifft nun am kommenden Samstag in Kapstadt auf den Sieger des Duells zwischen Argentinien und Mexiko, das heute Abend im Soccer-City-Stadion von Johannesburg ausgetragen wird.
Klose schockt die Three Lions
Der ewige Klassiker war in den Anfangsminuten vom gegenseitigem Respekt geprägt. Mesut Özil war es, dem sich nach sechs Minuten die erste Torchance bot, als er von Bastian Schweinsteiger hervorragend in Szene gesetzt wurde und freistehend aus spitzem Winkel am englischen Schlussmann David James scheiterte. Es schien, als sollte diese Aktion dem jungen deutschen Ensemble das nötige Selbstvertrauen geben, um fortan gegen die routinierteren Engländer mit durchaus ansehnlichem Kombinationsfussball das Heft in die Hand zu nehmen.
Als die Videoleinwand vor den 40.510 Zuschauern im weiten Rund die 20. Spielminute anzeigte, riss es sämtliche Deutschland-Fans von den Sitzen, während den englischen Anhängern der Schock im Gesicht stand: Torwart Manuel Neuer setzte zu einem weiten Abstoß an und schickte Miroslav Klose auf die Reise. Weil sowohl John Terry als auch Matt Upson die Flugbahn des Leders eklatant unterschätzten, tauchte der Torjäger von Bayern München, der nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder für den verletzten Cacau ins Team rückte, alleine vor James auf und hatte keine Mühe, zur Führung einzuschieben.
Podolski erhöht – Antwort von Upson
Fortan waren die Three Lions bemüht, die Defensive des dreimaligen Welt-Titelträgers intensiver zu beschäftigen. Dies gelang ihnen jedoch nur durch Einzelaktionen, die darin resultierten, dass verzweifelte Schussversuche von Wayne Rooney und Gareth Barry das Ziel deutlich verfehlten. Aufgrund der deutlich höheren Effizienz und Präzision im eigenen Angriffsspiel waren es auch weiterhin die Deutschen, die die klareren Torchancen hatten. Nach 31 Minuten scheiterte der überragende Klose nach einem feinen Pass von Thomas Müller noch an James, doch eine Minute später machte es Lukas Podolski besser, als er auch von Müller mit einem Querpass bedient wurde, den Ball annahm und ebenso eiskalt wie trocken zum 2:0 einschoss.
Im Wissen, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, reagierten die Engländer. Zunächst verpasste es Frank Lampard, nach einer flachen Hereingabe von James Milner das Spielgerät aus kurzer Distanz an Neuer vorbei über die Torlinie zu bugsieren, doch dann sollte Innenverteidiger Upson seinen Fehler bei Kloses 0:1 wieder gut machen, als er in der 37. Minute infolge einer Flanke von Steven Gerrard höher als die gesamte deutsche Abwehr sprang und wuchtig zum Anschlusstreffer einköpfte. Die englischen Hoffnungen auf einen Sieg gegen den Erzrivalen waren plötzlich wieder allgegenwärtig.
Mit purer Entschlossenheit kamen die Schützlinge von Fabio Capello aus der Halbzeitpause zurück. Zunächst versuchten die plötzlich deutlich präsenteren Gerrard und Lampard ihr Glück erfolglos mit Distanzschüssen, ehe der Mittelfeldmann des FC Chelsea einen fulminanten 28-Meter-Freistoß an die Querlatte des Gehäuses von Neuer setzte. Und wenig später rettete der junge Torhüter von Schalke 04 gegen den heranstürmenden Jermain Defoe in letzter Sekunde.
Müllers ganz persönlicher Gala-Auftritt
England war dem Ausgleich nun näher als Deutschland seinem dritten Tor, aber die Akteure von Joachim Löw ließen sich nicht einschüchtern. Stattdessen blieben sie ihrer Linie, mit schnellem Kurzpassspiel zum Torabschluss zu kommen, treu. Müller und Schweinsteiger hätten aus aussichtsreichen Positionen mit Schüssen rund um die Strafraumgrenze treffen können, verfehlten das Ziel in der 58. und 62. Minute aber jeweils um wenige Zentimeter.
Für den 20 Jahre alten Müller sollten die wohl faszinierendsten Momente seiner noch jungen Karriere kurz darauf Realität sein. 67 Minuten waren gespielt, als er selbst einen Konter einleitete, das Leder dann an seinen Vereinskollegen Schweinsteiger weiterspielte, zum Spurt über das halbe Feld ansetzte und schließlich kurz vor der gegnerischen Strafraumgrenze wieder angespielt wurde, um James keine Chance zu lassen.
Müllers Torhunger war daraufhin jedoch noch nicht gestillt: In der 70. Minute gewann Mesut Özil auf dem linken Flügel in phänomenaler Manier ein Laufduell gegen Gareth Barry und spielte den Ball per Querpass genau in den Fuß der neuen deutschen Nummer 13, die keine Mühe hatte, zum 4:1-Endstand einzuschieben. Für Müller war dieser Doppelpack binnen drei Minuten der Schritt an die Spitze der Scorer-Wertung (drei Tore, drei Assists) bei dieser WM.
In der Schlussphase konnte England keinen entscheidenden Druck mehr erzeugen, so dass die Capello-Schützlinge enttäuscht den Heimflug antreten müssen. Deutschland hat mit diesem eindrucksvollen Sieg seine Rolle als Titel-Mitfavorit unterstrichen.