Irres Finish - Titelverteidiger Italien draußen
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ hat ihre nächste große Überraschung. Nach Frankreich muss mit Titelverteidiger Italien nun auch der zweite Finalist von 2006 bereits nach der Vorrunde die Koffer packen. Die Südeuropäer lagen durch einen Doppelpack von Robert Vittek (25./73.) scheinbar entscheidend mit 0:2 hinten, ehe Antonio Di Natale (81.) noch einmal für Spannung sorgte. Das 3:1 durch Kamil Kopunek (89.) sah wie die Vorentscheidung aus, ehe der Treffer von Fabio Quagliarella in der Nachspielzeit noch einmal für Spannung besorgte. Am Ende aber stand eine 2:3-Niederlage der Italiener, die vorzeitig nach Hause reisen müssen, während die Slowakei als Gruppenzweiter in die nächste Runde einzieht.
Der slowakische Coach Vladimir Weiss baute seine Startelf nach der Niederlage gegen Paraguay um: Radoslav Zabavnik, Juraj Kucka, Erik Jendrisek und Miroslav Stoch durften von Beginn an spielen, für sie mussten Kornel Salata, Jan Kozak, Stanislav Sestak und des Trainers gleichnamiger Sohn Vladimir Weiss weichen. Marcello Lippi sah nur auf zwei Positionen Notwendigkeit für Veränderung: Im Sturm spielte Antonio di Natale anstelle von Alberto Gilardino, während Veteran Gennaro Gattuso im Mittelfeld den Vorzug vor Claudio Marchisio erhielt.
Hamsik mit früher Chance
Der WM-Debütant hätte schon nach sechs Minuten in Führung gehen können, als eine Kopfballverlängerung von Vittek im Strafraum beim völlig frei stehenden Marek Hamsik landete, doch dessen Direktabnahme misslang völlig.
Danach war es ein langsames, nicht sehr ansehnliches Spiel, wobei beide Seiten bemüht waren, den Spielfluss des Gegners durch kleine Fouls zu unterbinden. Italiens Schlussmann Federico Marchetti musste nach 13 Minuten eine gefährliche Freistoßflanke entschärfen, sonst aber tat sich in dieser von Zweikämpfen geprägten Partie zunächst nicht viel, bis die Slowakei Mitte der ersten Halbzeit an Schwung zulegte.
Vittek zum Ersten
Die Führung der Osteuropäer hatte sich angedeutet und wurde nach 25 Minuten zur Realität: Daniele de Rossi spielte einen kapitalen Fehlpass genau in die Füße von Juraj Kucka, der Robert Vittek einsetzte, und dessen Flachschuss aus 16 Metern ins linke Toreck konnte Marchetti nicht halten.
In der 35. Minute wäre der Außenseiter fast sogar mit 2:0 in Front gegangen. Nach kurz ausgeführtem Freistoß packte Zdenko Strba die Chance am Schopf und zog aus 30 Metern einfach einmal ab. Marchetti konnte bei der folgenden Flugparade glänzen, während Stammtorwart Gianluigi Buffon auf der Bank immer besorgter dreinblickte, denn die Weißen übernahmen mehr und mehr die Kontrolle dieser Partie.
Der Weltmeister dagegen agierte ideenlos und hatte seine beste Chance fünf Minuten vor dem Pausenpfiff, als Martin Skrtel das Spielgerät nur knapp über das eigene Tor köpfte. Nach Ablage von Vittek hätte Kucka per Volleyschuss kurz vor der Halbzeit fast noch für das nächste Tor gesorgt, doch sein Versuch strich am Außennetz vorbei.
Mit zwei Wechseln zur Halbzeit – Christian Maggio und Fabio Quagliarella kamen für Domenico Criscito und Gattuso in die Partie – wollte Lippi ein Zeichen setzen und den Umschwung einleiten. Zehn Minuten später wurde es brandgefährlich, als Di Natale nach Steilpass im Strafraum völlig frei zum Schuss kam, jedoch knapp am Tor vorbeischoss.
Weltmeister am Drücker, Vittek zum Zweiten
Die Italiener waren nun etwas besser im Spiel, ohne dabei jedoch wirklich zwingend zu sein. Vor allem Di Natale rückte immer mehr in den Mittelpunkt, sein Schussversuch aus 18 Metern stellte Jan Mucha im slowakischen Tor aber nicht wirklich vor Probleme (62.). Weitere fünf Minuten später wäre der Ausgleich fällig gewesen, doch nach einer unübersichtlichen Situation im Fünfmeterraum rettet Skrtel auf der Torlinie gegen den Schuss von Quagliarella.
Nun endlich stemmte sich der Weltmeister mit Vehemenz gegen das vorzeitige Ausscheiden, eröffnete den Slowaken aber Konterchancen. Nachdem Hamsik in der 72. Minute noch eine gute Gelegenheit ausließ, schlug Vittek zwei Minuten später erneut zu. Nach einer Ecke brachte Hamsik den Ball flach in den Fünfmeterraum zurück und Vittek war mit der Fußspitze als Erster zur Stelle; Marchetti musste sich erneut geschlagen geben.
Dramatische Schlussphase
Aufgeben war allerdings noch lange nicht angesagt bei der Squadra Azzurra. Nach schönem Spielzug über Iaquinta kam Quagliarella zum Abschluss, den Mucha noch gut zur Seite parierte, doch gegen den Abstauber von Di Natale war er machtlos (81.). Nur noch 1:2, Italien witterte Morgenluft. Aber das 1:3 des gerade erst zuvor eingewechselten Kopunek (89.) - nachdem ein simpler Einwurf die einst so stolze italienische Abwehr düpiert hatte - sah wie die sichere Vorentscheidung aus. In einer verrückten Endphase düpierte Quagliarella Slowakei-Schlussmann Mucha mit einem Lupfer zum 2:3 (90.+2), doch der erhoffte Ausgleich wollte trotz einer Riesenchance von Pepe (90.+5) Minute nicht mehr fallen.
Italiens erste WM-Niederlage nach neun Spielen (1:2 gegen Korea Republik im Jahr 2002) resultierte im ersten Vorrunden-Aus der Azzurri seit 1974. Durch das 0:0 zwischen Paraguay und Neuseeland beendete die Slowakei die Gruppe F auf dem zweiten Platz hinter den Südamerikanern.