In der deutschen Gruppe hat Ghana überraschend mit einem Sieg gegen Serbien vorgelegt. Die Afrikaner waren in einem höchstens durchschnittlichen Spiel die leicht bessere Mannschaft und sicherten sich am Ende die drei Punkte durch einen Strafstoß.
Ghana hat das erste Spiel in der Gruppe D der Weltmeisterschaft in Südafrika mit 1:0 (0:0) gegen Serbien gewonnen. Den entscheidenden Treffer erzielte Asamoah Gyan kurz vor Schluss per Elfmeter.
PERSONAL & TAKTIK
Serbiens Trainer Radomir Antic setzte auf ein 4-4-2 mit zwei offensiven Mittelfeldspielern – Milos Krasic und Milan Jovanovic – auf den Außenpositionen. In der Innenverteidigung bekam Aleksandar Lukovic den Startplatz neben Nemanja Vidic. Im Sturm durfte der Ex-Berliner Marko Pantelic neben Nikola Zigic ran.
Bei Ghana fehlten die erfahrenen Stephen Appiah und Sulley Muntari in der Startelf. Milovan Rajevac, der Trainer der „Black Stars“, setzte auf die 4-2-3-1-Modeaufstellung mit Stürmer Asamoah Gyan als einzige Spitze. Auf der rechten Offensivseite kam Prince Tagoe zum Einsatz und im Mittelfeld lief auch Kevin-Prince Boateng auf. Mit Hans Sarpei aus Leverkusen und Isaac Vorsah aus Hoffenheim kamen zwei weitere Bundesliga-Profis auf der linken Abwehrseite und in der Innenverteidigung zum Einsatz.
SPIELVERLAUF: 1. HÄLFTE
Beide Mannschaften legten gleich schwungvoll los und versuchten, den Gegner mit ihrer Offensive zu beeindrucken. Schon nach zehn Sekunden probierte es Marko Pantelic für die Serben aus 35 Metern, verfehlte sein Ziel aber um ein gutes Stück. Nach viel Tempo in den ersten Minuten beruhigte sich das Duell schnell – und Ghana hatte sogar leichte Vorteile, denn die Afrikaner waren im Mittelfeld geordneter als die Serben, die augenscheinlich mit ihrer Nervosität zu kämpfen hatten.
Echte Torchancen gab es in der ersten Halbzeit nicht zu bewundern. Ein Kopfball von Ghanas Innenverteidiger John Mensah, der rechts daneben ging (20.) und ein Freistoß vom serbischen Außenverteidiger Aleksandar Kolarov, der ebenfalls nicht genau genug zielte (29.), waren noch die besten Szenen vor den beiden Toren. Während sich Ghana wenigstens ein paar Mal bis zum Strafraum durchspielen konnte, setzten Serbien zu oft auf lange Bälle auf den langen Nikola Zigic und hatte damit keinen Erfolg. Ein 20-Meter-Schuss von Dejan Stankovic, den Ghanas Torwart Richard Kingson im zweiten Versuch fangen konnte (39.), war noch ein kleiner Höhepunkt des Durchgangs. Ansonsten war es eine schwache Halbzeit, in der Ghana noch den bemühteren und damit etwas besseren Eindruck machte.
SPIELVERLAUF 2. HÄLFTE
Auch nach der Pause war es Ghana, das mehr vom Spiel hatte. Andre Ayew schickte seinen Kopfball nach einer Flanke von Asamoah Gyan neben das Tor (54.). Die größte serbische Chance in der Anfangsphase des Durchgangs hatte Nikola Zigic, der frei vor dem Tor den Ball nicht richtig traf (59.). Auf der anderen Seite war die serbische Abwehr bei einem langen Einwurf von John Pantsil derart ungeordnet, dass Asamoah Gyan ungehindert an den Außenpfosten köpfen konnte (60.).
Danach verflachte das Spiel wieder – und erst die gelb-rote Karte für Serbiens Aleksandar Lukovic brachte wieder Schwung hinein. Der Innenverteidiger musste nach einem Halten an Asamoah Gyan vom Feld (74.). In Unterzahl hatte Serbien seine stärkste Phase: John Pantsil ließ sich den Ball vom eingewechselten Danko Lazovic abnehmen und dessen Rückpass wuchtete Milos Krasic aufs Tor, wo Richard Kingson mit einer Klasse-Parade abwehrte (79.). Danach setzte Nemanja Vidic einen Kopfball nach einer Ecke aus fünf Metern über den Kasten (80.) und Branislav Ivanovic zielte mit seinem Schuss aus 20 Metern ein wenig zu hoch (82.). Ghana schien zu wackeln – aber ein Aussetzer von Serbiens Zdravko Kuzmanovic veränderte alles.
Der Mittelfeldspieler ging bei einer langen Flanke von Andre Ayew mit der Faust zum Ball und der Schiedsrichter gab richtigerweise Elfmeter. Asamoah Gyan traf sicher zum 1:0 für Ghana (84.). Serbien versuchte in der Schlussphase alles, doch die letzte Chance hatten wieder die Ghanaer: Asamoah Gyan traf aus 18 Metern nur den Innenpfosten (90.+2). Es blieb schließlich beim verdienten Sieg der Afrikaner.
SCHLÜSSELSPIELER & -SZENEN
In Überzahl sah es für Ghana zunächst nicht gut aus, denn Serbien kam zu den Chancen, die es vorher nicht hatte. Ein Aussetzer von Zdravko Kuzmanovic vom VfB Stuttgart brachte Ghana dann doch noch die Entscheidung: Er ging bei einer Flanke von Andre Ayew mit der Faust zum Ball und der Schiedsrichter pfiff korrekterweise Elfmeter. Den Strafstoß verwandelte Asamoah Gyan sicher zum 1:0 (84.).
SPIELER DES SPIELS: Asamoah Gyan
Der Stürmer Ghanas schoss nicht nur das einzige Tor der Begegnung, sondern war eigentlich an allen guten oder entscheidenden Aktionen des Spiels beteiligt. Er bereitete die Chance für Andre Ayew vor, holte die Ampelkarte für Lukovic heraus und traf außerdem noch zwei Mal den rechten Pfosten. Starke Leistung.
SCHIEDSRICHTER: Hector Walter Baldassi (Argentinien) - Note: 8
In der ersten Halbzeit ein wenig kleinlich mit der gelben Karte für Zigic. Ansonsten war vor der Pause nichts Schwieriges für den Argentinier zu entscheiden. Lag in den entscheidenden Situationen im zweiten Durchgang - dem Platzverweis für Lukovic und dem Elfmeter für Ghana - goldrichtig.
STATISTIK
Asamoah Gyan spielt zwar mit Stade Rennes bei einem Klub, der nicht unbedingt zu den großen Vereinen in Frankreich gehört, doch bei der Mittelklasse-Mannschaft hat er schon oft bewiesen, dass er ein wichtiger Mann fürs Team ist. Das mussten auch die Serben am Sonntag feststellen, denn Gyan war immer gefährlich und schoss auch das Tor des Tages. Im Castrol-Ranking seines Vereins aus Frankreich steht er hinter Sylvain Marveaux an zweiter Stelle und liegt mit 597 Punkten auf einen 352. Gesamtrang.
SPIELNOTE: 4
Ausbaufähig war das Spiel im ersten Durchgang. Die Serben waren nervös und spielten mit vielen Fehlern. Und Ghana bemühte sich, aber einen wirklichen Plan hatten die Afrikaner auch nicht. Zunächst änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht viel daran. Ghana war besser, aber auch nicht richtig druckvoll. Zumindest gab es in der zweiten Halbzeit aber Chancen – und das tut einem Fußballspiel bekanntlich gut. Richtig gut war das Duell aber immer noch nicht.
FAZIT
Der Sieg für Ghana geht in Ordnung. Gegen enttäuschende Serben hatten die Afrikaner die besseren Szenen und spielten auch kontrollierter nach vorne. Das Spiel hätte trotzdem auch unentschieden ausgehen können, wenn sich nicht Kuzmanovic einen schweren Aussetzer geleistet hätte.