Elfmeter stürzen Ghana ins Tal der Tränen
Nach dem Ausscheiden aller anderen afrikanischen Mannschaften in der Vorrunde lasteten die Erwartungen eines ganzen Kontinents auf den Black Stars. "Nun unterstützen wir 'Ghafana'" hieß es in einer südafrikanischen Zeitung vor dem Viertelfinalspiel, doch in einem dramatischen Spiel unterlag Ghana im Soccer-City-Stadion von Johannesburg Uruguay im Elfmeterschießen.
Sulley Muntari (45.+2) und Diego Forlán (55.) hatten in der regulären Spielzeit getroffen, ehe Asamoah Gyan in der letzten Spielminute der Verlängerung einen Strafstoß vergab und die historische Chance verpasste, erstmals eine afrikanische Mannschaft in ein WM-Halbfinale zu schießen. Im Elfmeterschießen dann hatte der zweifache Titelträger aus Südamerika das bessere Ende für sich.
Ghanas Milovan Rajevac war zu zwei Wechseln gezwungen, da sowohl Jonathan Mensah als auch Andre Ayew gelbgesperrt zusehen mussten, so dass sich Muntari und Isaac Vorsah in der Startelf wieder fanden. Sein Gegenüber Oscar Tabarez musste auf den verletzten Diego Godin verzichten und nahm zudem noch Alvaro Pereira aus seiner Anfangsformation. Stattdessen durften sich Mauricio Victorino und Alvaro Fernandez über einen Einsatz von Beginn an freuen.
Nur Uruguay spielt
Eine verunglückte Flanke von Alvaro Fernandez, die nach fünf Minuten fast ins Tor gerutscht wäre, zeigte zu Beginn schon die Richtung an, die diese Partie zunächst nehmen sollte. Zwar zielte Kwadwo Asamoah kurz danach deutlich am Tor vorbei, doch danach spielte nur noch Uruguay, während die Afrikaner gehemmt wirkten.
Zuerst prüfte Luis Suarez von der linken Strafraumkante aus Richard Kingson (11.), ehe der Torhüter von Wigan Athletic bei einem weiten Freistoß von Diego Forlán nicht unbedingt Sicherheit ausstrahlte. Zu seinem Glück jedoch war er von Suarez gefoult worden, so dass es mit Freistoß weiterging (14.). Die 18. Spielminute brachte die erste Großchance der Partie, als eine Ecke von Forlán von Edinson Cavani per Kopf verlängert wurde und von Johnathan Mensah fast unglücklich ins eigene Tor abgefälscht wurde.
Es spielte nur die Celeste: Ein Fernschuss von Forlán ging am Ziel vorbei (25.), ehe Suarez mit einem Abschluss im Strafraum Kingson zu einer tollen Parade über die Latte zwang (26.).
Sechs Ecken hatte der zweifache Weltmeister nach einer halben Stunde vorzuweisen, doch keine davon war so gefährlich gewesen, wie die erste für die Afrikaner - getreten von Muntari und von Isaac Vorsah nur knapp über das Tor geköpft. Nun drehte sich das Spiel: Nach dynamischem Solo von Kevin Prince Boateng verfehlte Asamoah Gyan mit einer flachen Direktabnahme nur um Zentimeter das 1:0 (31.). Muntari verpasste mit einem Kopfball gegen die Laufrichtung von Fernando Muslera (39.) die Führung ebenso wie Gyan mit einem Fernschuss (44.) und Boateng per Fallrückzieher (45.).
Muntari mit Kracher zur Führung
In der Nachspielzeit der ersten 45 Minuten war es soweit: Muntari wurde nicht konsequent genug angegriffen und zog aus gut 30 Metern einfach einmal ab. Zwar hatte Muslera den flach kommenden Ball spät gesehen, trotzdem sah der 24-Jährige zwischen Uruguays Pfosten bei diesem Treffer nicht glücklich aus.
Auch nach dem Seitenwechsel spielte Ghana etwas besser, ohne jedoch zu Chancen zu kommen. Doch dann kam der große Auftritt von Forlán, der vom linken Strafraumeck aus per direkten Freistoß egalisierte (55.). Ghanas Reaktion folgte drei Minuten später, als Muslera einen verdeckten Schuss von Gyan gerade so parierte.
Hart umkämpft nach Forláns Ausgleich
In der Folge war es ein umkämpftes, wenn auch nicht besonders hochklassiges Spiel, in dem Suarez nach Flanke von Forlán per Volleyabnahme am langen Pfosten die Gelegenheit zur Führung der Celeste verpasste (63.). Es war erneut der 23-Jährige, der aus kurzer Distanz aber spitzem Winkel in Kingson seinen Meister fand (70.).
Die Südamerikaner hatten nun aber Oberwasser: Suarez köpfte einen Vollspannfreistoß von Forlán flach aufs Tor, doch Kingson konnte zur Ecke retten (77.). In der Schlussphase der regulären Spielzeit gab es zwar zahlreiche Torschüsse, keiner davon wurde jedoch richtig gefährlich, so dass es wie schon bei Ghanas Achtelfinale gegen die USA erneut in die Verlängerung ging.
Ghana, das die jüngste Viertelfinalelf seit Deutschland 1966 stellte, wirkte in den zusätzlichen 30 Minuten zwar einen Tick frischer, doch die zunehmende Müdigkeit aller Akteure ließ die Fehlpassquote steigen und echte Torchancen bis auf einen Kopfball von Boateng (118.) kaum zustande kommen, so dass das Elfmeterschießen nahte.
Gyans Drama
In der letzten Minute überschlugen sich die Ereignisse: Erst rettete Suarez per Kopf auf der Linie gegen einen Schuss von Stephen Appiah, bevor Dominic Adiyiah im Nachsetzen erneut aufs Tor köpfte und Suarez diesmal in Torwartmanier rettete. Strafstoß und Rot waren die einzig mögliche Konsequenz, doch Gyan verpasste die Möglichkeit, sich unsterblich zu machen und setzte den Elfmeter an die Latte.
Zum zweiten Mal in diesem Turnier musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen: Nachdem Forlán die Celeste in Führung gebracht hatte, trat Gyan direkt an, um die Dämonen des vergebenen Strafstoßes zu verscheuchen. Eindrucksvoll setzte er den Ball diesmal rechts in den Winkel. Victorino, Appiah und Andres Scotti verwandelten, ehe Muslera gegen John Mensah parierte. Direkt danach zielte Maximilano Pereira über die Latte, während Muslera sich auch gegen Adiyiah als Sieger erwies.
Sebastian Abreu brachte Uruguay mit seinem Panenka-Gedächtnis-Elfmeter dann ins Halbfinale gegen die Niederlande am Dienstag in Kapstadt. Dort werden Linksverteidiger Jorge Fucile (gelbgesperrt) sowie Suarez (rotgesperrt) fehlen.